„Oh menno“, klagte Koksi, „mein Keks ist mir aus der Tatze gesprungen.“
„Du hast aber auch ganz schlimm Mundgeruch, der arme Keks hat auch seinen Stolz, das wird’s sein“, sagte Bruno, grinste und biss in sein eigenes Kleingebäck.
Koksis Augen wurden feucht. Wortlos griff er nach seinem herunter gefallenen Keks, der nun leicht salzig schmeckte.
Teddyz, auf dessen Schoß Bruno bislang gesessen hatte, hob den kleinen Braunbären ruhig aber bestimmt hoch und Henk entgegen, der ihm was aufs Ohr verpasste. Mit einem kurzen Jaulen sprang Bruno auf und rannte aus dem Wohnzimmer.
Verstohlen hielt sich Koksi seine Pfote vor die Schnauze und hauchte darauf. Dann schnüffelte er.
„Koksi, du hast keinen schlimmen Atem, Bruno spinnt nur mal wieder“, sagte Teddyz und strich dem kleinen Eisbären sanft über den Kopf.
Koksi schaute seinen großen Freund traurig an: „Was hat er denn? Er ist doch mein Freund. Und Freunde sind doch nett zueinander.“
Henk richtete die Schultern: „Koksi, manchmal sind Freunde doof. Wir alle sind manchmal nicht so nett, wie wir gerne wären. Aber du hast Glück: heute bin ich besonders nett, für Bruno gleich mit, und wir zwei Beiden gehen jetzt mal in die Küche.“

Bruno Hafer - 2„Los, halt dich mal an meinem Rücken fest“, forderte Henk den kleinen Eisbären auf. Koksi tat es und schon ging es die Griffe hinauf auf die Kühlschrankseite. Oben auf der Arbeitsplatte angekommen, sah Koksi, was Henk für ihn im Sinn hatte: „Ooh! Sybille hat auch noch Pralinen gemacht! Henk, schau doch mal,“ rief er und stieg von Henks Rücken.
Henk strahlte – sein kleiner Freund hatte den bösen Vorfall vergessen. Und außerdem gab es etwas Süßes. Beherzt griff er zu.
„Wie sollen wir sie nennen?“, fragte Koksi und hebelte leise schnaufend eine der riesigen Kugeln hoch.
„Ich dachte an Kanonenkugeln, schließlich sind wir ja Piraten“, sagte Henk.
„Sie sind unten flach, weil die Schoki an ihnen runter geflossen ist“, wandte Koksi kauend ein und deutete auf den unteren Teil seiner Praline, „zerfließende Kanonenkugeln sind im Kampf nicht besonders hilfreich“.
Pferdeäpfel?“, fragte Henk.
Koksi kicherte: „Nä, iih!“
Bruno Hafer - 1„Irgendeinen Namen brauchen wir. Dann füllen wir sie in kleine Tütchen und stecken sie in die Bärchen-Tassen, und dann hat man prima Tassen für ein Getränk und auch was zu naschen dazu“, erinnerte Henk. Er war Kampfbär und Kaufmann zugleich.
Koksi nickte und nahm sich eine weitere Praline.
„Was wäre mit Capt. Blaubarts Fußball?“, schlug Koksi vor, „die Geschichte dazu ist, dass er seinen Fußball immer im Matsch verloren hat. Und dann machte ihm Fußball keinen Spaß mehr und deswegen wurde er Pirat“. Eine weitere Praline verschwand in seiner beeindruckend weit geöffneten Schnauze.
„Großartig. Ich werde das Sybille sagen, und dann ist es ausgemacht.“

Die beiden Bärchen wussten nicht, dass ihre Verkostung beobachtet wurde. Draußen, auf Bruno Hafer - 4.jpgdem Fensterbrett, saß Bruno, mit einem schlechten Gewissen bis in die Wolken und traute sich nicht, wieder ins Haus zu kommen.
„Ich werde mich nicht entschuldigen“, schimpfte er leise gegen die beschlagene Fensterscheibe. „Mit Koksi kann man aber auch überhaupt keinen Spaß machen, ohne dass es gleich Haue gibt!“ Er rieb sich das Ohr, dem Henk eine Schelle verpasst hatte. Es glühte nicht, es schmerzte nicht einmal, und doch war es der Herr über den Gemütszustand des kleinen Bären.

Bruno beschloss, einen kleinen Rundgang durch den Garten zu beginnen. Es wurde langsam frisch und in absehbarer Zeit würden die Bäume kahl und die Blumen verwelkt oder eingegangen sein.
Dieser trübe Gedanke passte ganz hervorragend zu seiner Stimmung.
Die Sehnsucht nach Winterschlaf juckte ihm im Fell.

Nach einer Stunde mühsamer Debatte mit Sybille war Capt. Blaubarts Fußball beschlossene Sache. Sybille schien der Gedanke, nun in Großauflagen backen zu müssen, nicht wirklich zu begeistern, aber sie beugte sich dem nicht endenden Strom an klugen Ratschlägen von Henk, Koksi und Teddyz.
„Wo ist Bruno eigentlich?“, fragte sie dann. Drei verstimmte Bärchen schauten zu ihr empor.
„Er ist heute ein Stinker“, sagte Koksi und wackelte ein bisschen mit der kleinen Faust.
„Oh“, sagte Sybille. Sie wusste, wann es galt, sich nicht einzumischen.
Niemand sagte etwas.
Nach einer Weile durchbrach Koksi die Stille: „Wir können ja wenigstens mal schauen, was er so treibt. Nicht, dass er noch was anstellt.“
Henk und Teddyz nickten zustimmend. Sie ließen Sybille stehen und trabten in den Garten.

„Was macht ihr da unten?“, brüllte Brunos Stimme aus dem Weinstock. Ihre Blicke suchten das ebenso breite wie flache Geäst ab. Ganz oben saß Herr Bruno Kleinteddy Bruno Hafer - 2 (1)und naschte Weintrauben.
„Wir suchen dich! Wir haben dein Gestänkere vermisst!“, brüllte Koksi zurück. Er war froh, seinen Freund wohlauf zu sehen.
„Dann wünsche ich euch viel Glück dabei!“, brüllte Bruno und zog sich hinter ein Weinblatt zurück. Er konnte gerade nicht aufhören zu grinsen, und er musste schlucken, aber das sollte niemand sehen.
Teddyz legte seine Pfoten auf Koksis Schultern und sah zu dem wackelnden Weinblatt hinauf: „Bruno, was sagt der Wein, ist er schon gut?“
„Bereit zur Lese!“
Alle fassten mit an. Und nach einer Stunde hatten sie eine ganze Kiste voller Weintrauben gelesen.

Sybille staunte nicht schlecht, als sie die Freunde in tiefster Eintracht vor dem Weinstock fand. Sie trug ein Tablett mit vier Eierbechern voller heißem Kakao vor sich.
„Na. Ihr wart ja fleißig“, sagte sie.
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