Sie starrten auf eine Wand aus Verpackungskarton.
„Hammer.“
„Unfassbar.“
„Haben wir einen Jahresvorrat Kekse bestellt?“
singer4„Heb‘ mich mal hoch, Teddyz“, bat Koksi. Der große Teddy setzte sich den kleinen Eisbären auf die Schultern.
„Gib mir mal den Cutter, ich muss da hoch“, sagte Bruno leise zu Henk. Henk kramte in der „Kleben und Schnippeln“-Box, griff sich den Cutter und wartete auf weitere Instruktionen.
„Ich bin oben!“, rief Bruno und genoss die Aussicht, bis ihm der Arm, mit dem er sich fest hielt, lahm wurde. „Wirf den Cutter mal hoch, Henk!“
Henk warf. Henk warf nochmal. Henk warf nochmal und Bruno fing den Cutter mit der freien Pfote.
Mit einem beherzten Stoß rammte Bruno den Cutter in den Karton und rutschte dann gemeinsam mit ihm an der Kante herunter.
Der Karton öffnete sich.
„Eine Rutschbahn!“, schrie Koksi. Sofort war er zur Stelle.
„Ja, warte, ich will auch“, sagte Bruno, legte den Cutter zur Seite und los ging’s. Nach atemberaubenden 38 Sekunden hatten sie genug und zogen am Styropor, der sich leicht aus dem Karton lösen ließ.
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„Henk, Teddyz, hier ist was Großes drin, helft mal ziehen!“
Hau-ruck, hau-ruck und ein gigantisches Riesending trat zum Vorschein. Koksi hopste auf das Dach des Kartons um sich die Sache von oben zu betrachten.
singer-1„Es ist für mich!“, jubelte er, „hier steht es! `SINGER´ – hm, obwohl ich ja eigentlich Liedermacher bin, aber Singer ist Englisch und bedeutet dasselbe.“
„Ja, Singer-Songwriter, das bist du“, bestätigte Teddyz.
„Keine Kekse?“
„Henk!“ Bruno trat den Größeren gegen’s Schienbein. Er freute sich sehr für Koksi.
„Ich hatte mich immer gewundert, warum ich mit einem Mikrofon in der Pfote auf die Welt gekommen bin, aber nun ist alles klar.“ Sichtlich erleichtert strahlte er seine Freunde an. Sie nickten. Am Talent fürs Liedermachen konnte es ja nicht liegen.
„Weiter jetzt, raus mit dem Trumm!“, befahl Bruno.
Hau-Ruck!

Dräuend bildete sich die Silhouette von Koksis Geschenk vor dem Grau des Nachmittags-Himmel ab. Eine halb durchsichtige Folie verhinderte, dass man sich im Klaren darüber werden konnte, worin das Geschenk eigentlich bestand.
singer-6„Vielleicht macht es eine prima Bühnenshow – wie bei Helene Fischer letztens in Bremen. Da hatte man auch allerhand zu sehen bekommen.“
Teddyz nickte. Er war es gewesen, der damals das Los gezogen hatte, Koksi zu seinem Schwarm und künstlerischen Vorbild zu begleiten.
Nach einem Moment des Schweigens atmete Teddyz tief durch und ergriff  das Wort: „Ok, Männer, ich geh‘ rein.“
Er stand auf. Bruno hielt ihn zurück: „Nein Teddyz, das geht nicht! Da passt entweder du oder das Ding rein, aber sicher nicht beide zugleich.“
Koksi hob eine Pfote: „Es ist meins, ich bin dafür verantwortlich. Ich gehe.“
Niemand hielt ihn auf. Er erhob sich und strich einen nicht vorhandenen Kampfanzug glatt.

Nach einigen Minuten konnten sie ihn sehen. Froh patschte Koksi auf seiner Seite gegen die Folie.
„Entwarnung, hier ist nichts drin was gefährlich aussieht. Außer so eine Vorrichtung, in der eine Nadel steckt, aber die können uns ja nichts anhaben.“

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„Runter mit der Folie“, knurrte Henk. Er kam in Wallung, kletterte auf das Ding und zog die Folie herab.
„Mein lieber Schwan!“
„Eiderdaus.“
„Dunnerlüttchen.“
„Was ist es? Habt ihr schon eine Idee?“, fragte Koksi aufgeregt.
„Es ist eine Nähmaschine“, verkündete Teddyz.
„Nicht dein Ernst, ich glaub das ja nicht.“ Koksis Unterlippe zitterte ein bisschen, aber nur wer ihn kannte und als Freund ins Herz geschlossen hatte, hätte es bemerkt. Für die meisten war er nur ein kleiner dummer Eisbär, aber in diesem Moment war er der glücklichste Kamerad der Welt und dieses Glück hätte er mit Klauen und Zähnen verteidigt.
„Wozu ist eine Nähmaschine gut?“, fragte er andächtig.
„Man kann damit Stoff nähen“, murmelte Teddyz und tätschelte Koksi den Kopf.
„Und Ohren operieren.“ Bruno grinste und legte zwei scharfe Zahnreihen frei.
Koski drehte sich zu seinen Freunden um.
„Ich kann Teddyz helfen, dass er ein neues Ohr bekommt? Ist das wirklich wahr?“
singer1„Ja“, sagte Bruno. „Und jetzt schauen wir uns das Dingen mal genauer an.“
Gesagt, getan. Sie kletterten auf das niegelnagelneue Gerät, tapsten hier und drückten dort, fanden kleine und große Fächer, ruckelten am Fuß und überprüften fachbärisch das mitgelieferte Zubehör.
Und danach verbrachten sie eine geschlagene Woche damit, die Bedienungsanleitung zu lesen und das Gelesene zu begreifen. Irgendwann kam Teddyz darauf, dass es auch ein Kapitel in deutscher Sprache gab und ab da ging es schneller voran.