„Das sieht nicht schön aus.“ Henk zog an einem Ende, Bruno am anderen. „Was hat sie sich nur dabei gedacht? Das schöne Garn.“ Henk nahm das Ende des Fadens auf und wickelte eine 8, um daraus später ein Knäuel zu bilden.
„Ihr Mistkerle! Raus aus meiner Häkelarbeit! Bruno, lass den Faden los, sofort!“
„Sybille! Wo kommst du jetzt wieder her? Und das nennst du häkeln? Oma Miechen selig würde sich im Grab umdrehen.“ Sybille nahm Bruno das Häufchen Faden-Kuddelmuddel weg und zog den strampelnden Henk aus seiner 8.
„Das ist Kochlöffel-Häkeln, auf Neudeutsch broomstick genannt. Die großen Schlaufen sind Absicht“, erklärte Sybille und setzte dann Henk unsanft aufs Sofa. Bruno konnte sie nicht zu fassen bekommen – er war schnell mit Koksi unters Kissen gerobbt.
„Ach so. Naja. Kann ja nicht jeder wissen“, sagte Henk und kratzte sich am Kopf. „Ist eigentlich noch etwas von Rahels Apfelstrudel da?“ Teddyz gab Henk einen Klaps: „Das heißt Entschuldigung.“
„Gut. Ist noch etwas von Rahels Entschuldigung da?“
„Henk, du bist so blöd, dass du quietschst“, tönte es unter dem Kissen hervor. Bruno war froh, dass sich der Fokus auf Henk geschoben hatte.
Henk setzte sich auf das Kissen und hopste auf und ab. Bruno und Koksi quälten sich aus der Dampfpresse hervor und bissen Henk synchron ins Bein.
Teddyz trennte die Streithähne. Es war ihm ein bisschen peinlich und er schaute zu Sybille hoch, die ein Grinsen nur mit Mühe unterdrücken konnte.
„Was ist bloß los mit euch heute?“, fragte sie, während sie einige Reihen neu häkelte, „hier, ich zeig euch, wie es geht.“
Nach einigen Geprügel um die Vorherrschaft am Kochlöffel hatte sich das Team Bruno und Koksi auf die Positionen einigen können: Zunächst würde Koksi ein paar Reihen häkeln und Bruno stinkig gar nichts tun.
Koksi legte los und nach einiger Zeit und einigen bissigen Kommentaren hatte er ein Stückchen fertig.
Sybille reichte ihm den Kochlöffel.
„Jetzt musst du nur noch den Faden nach jeder Masche um den Löffel legen, alles klar?“
Henk trollte sich in die Küche. Für ihn hatte die ganze Angelegenheit viel zu wenig mit Keksen zu tun. Er wollte jetzt auch endlich wissen, was aus Rahels unglaublichem Strudel geworden war. Er hatte erst zwei Stücke gehabt und sorgte sich, dass jemand anderer sich frei bedienen könnte.
Auf dem Sofa unterdessen hielt Bruno das Gehäkelte fest, während Koksi Masche um Masche häkelte und die Schlaufen nacheinander um den Kochlöffel-Stiel legte.
„Ist doch total einfach. Ich weiß gar nicht, was da für ein Gewese drum gemacht wird. Als würden das nur die Leute in China und Indien können“, maulte Bruno. Koksi, der alle Pfoten mit Maschen häkeln und Schlaufen heben voll zu tun hatte, sah die Sache etwas anders und wies auf den miesen Stundenlohn in diesen Ländern hin. „Sonst könnten sich arme Leute hier in Deutschland die Strickjacken ja wohl kaum leisten“, bemerkte er.
Bruno hasste es, wenn Koksi politisch wurde. Dem kleinen Eisbären ging jeder Sinn für Ausbeutung, Verschwendung und Korruption ab.
„Hier schau mal Bruno“, sagte der zurückgekehrte Henk, von dem nach seinem süßen Snack etwas Blätterteig von Schnauze und Fell aufs Sofa rieselte. Henk hatte sich das letzte Stückchen Aufgeribbeltes genommen und kurzerhand um Brunos Kopf geknotet. Der konnte sich schlecht wehren, weil er Koksi helfen musste.
„Ich sehe aus wie ein Vollidiot!“, brüllte er.
„Stimmt“, bestätigte Henk und grinste breit und zeigte Zähne. Bruno trat ihn gegen’s Bein. Teddyz hob den keifenden Bruno vorsichtig von Sybilles Schoß und stellte ihn neben den lachenden Henk, damit er sich dort weiter kloppen konnte. Koksi heulte auf: Der Eisbär hatte nun niemanden mehr, zum Festhalten – aber das übernahm der alte Bär gern. Er stupste Sybille an: „Sybille, meinst du nicht, die Beiden Raufbolde sollten draußen mal ihr Mütchen kühlen?“ Koksi und Sybille griffen diesen Vorschlag freudig auf. Sybille setzte Bruno und Henk in ihren Hut und diesen kurzerhand vor die Tür in den Schnee.
Die im Wohnzimmer zurück gebliebenen genossen die Stille und setzten ihre Arbeit eifrig fort.
Eine Viertelstunde später riss Sybille das Fenster zum Garten auf. „Ihr seid wirklich zwei kleine Teufel heute! Kommt sofort wieder rein! Und hört mit der Ballerei auf!“
Mit einem Rumms schloss sie das Fenster und stemmte die Hände in die Hüften.
„Sie haben schon wieder die Vögel am Vogelhäuschen mit Schneebällen beworfen.“Die beiden Unholde trotteten mit ihrer Mütze im Schlepptau zurück ins Haus. So durchgefroren war ihnen schnell müde vorm Ofen und zur Freude aller fielen sie in tiefen Schlaf und schnarchten um die Wette.
Und sogar der Piepmatz von vorhin kehrte zurück zum Vogelhäuschen.
3. Februar 2017 at 11:46
Hallo ihr Lieben
Wie ich sehe, hat deiner Bande „Rahels Entschuldigung“ – ich finde die Betitelung übrigens einsame Klasse 🙂 geschmeckt.
Du hast ja gut was zu tun mit deiner Bärenbande. Soviel Energie wie die haben ist ein Sack Flöhe hüten wahrscheinlich einfacher, aber ganz sicher nicht so spassig 🙂
Freu mich schon auf weitere „Schandtaten“ der Bärenbande und geh dann mal vorsichtshalber in die Küche und denk mir was Leckeres zum Nachbacken aus 🙂
Bis dann und hoffentlich ganz bald
Rahel
LikeGefällt 1 Person
3. Februar 2017 at 15:05
He, Rahel – das ist unsere Seite, Sybille hat gar keine. Schandtaten werden diskutiert, aber im Moment hat das Computerzeugs von Sybille einen Hau. Deswegen auch nichts Neues gerade.
Wir haben nichts damit zu tun.
LikeGefällt 1 Person
3. Februar 2017 at 16:52
Ach so ist das, dann habe ich da wohl was falsch verstanden ;), dachte ihr teilt alles miteinander, auch die Internetseite 🙂
Dann richtet Sybille mal schöne Grüsse von mir aus und ich hoffe, dass ihr „Computerzeugs“ bald wieder funktioniert. Möchte nämlich gerne Nachschub mit Lesen 🙂
LikeGefällt 1 Person
28. September 2017 at 17:17
Einfach köstlich, diese Rasselbande
LikeGefällt 1 Person
28. September 2017 at 17:19
Liebe Hedwig,
wir nehmen das als Kompliment *danke* und senden bärige Grüße.
Liebe Grüße
Bruno
LikeGefällt 1 Person
28. September 2017 at 17:20
Liebe Grüße zurück. Herr Karl, der Kater lässt auch schön grüßen
LikeGefällt 1 Person