„Geh da weg Bruno, du bist nicht steril“, mahnte Sybille. Bruno schaute an sich herab, zuckte kurz mit den Schultern, hopste vom Tisch herunter und krabbelte auf Sybilles Schoß: „Coole Höhensonne“, sagte er, deutete nach beim zahnarzt - 3oben und stellte sich unter die Lampe.
„Das ist, damit er besser sehen kann“, seufzte Sybille.
„Haben wir schlechte Laune?“, stichelte Bruno. Sybille knuffte ihn gegen die Schulter: „Zwei Weisheitszähne zu ziehen ist kein Spaß.“
Bruno grinste über beide Ohren: „Wir können immer noch abhauen. In Hatten ist die Eisdiele bestimmt schon geöffnet. – Oh schau mal, Dr. Thiele hat aber tolle Dremel!“ Mit diesen Worten hatte sich der kleine Bär einen der Bohrer geschnappt und fuchtelte damit herum: „Zang-bämm-wusch!“
„Bruno lass das Gekasper. Ich versuche mich hier in meditative Stimmung zu bringen“, sagte Sybille matt. Die Spritzen begannen zu wirken.
„Doch vielleicht die Eisdiele?“, schlug Bruno vor.
„Wir bleiben hier und stehen das durch, Bruno. Es tut nicht weh, mach Dir keine Sorgen. Dr. Thiele weiß was er tut.“
Dann ging es los. Bruno hielt tapfer Pfötchen, ließ sich den Bauch quetschen, wurde an beim zahnarzt - 2den Vordertatzen nach vorn und wieder zurück gewirbelt und wieder nach vorn. Zwischendurch stellte er überrascht fest, dass er geknautscht komplett zwischen Sybilles Hände passte.
Zum Schluss konnte er es wie immer nicht lassen, sich an die Arzthelferin heranzumachen, aber sie ließ ihn charmant abblitzen. Dafür drückte sie ihm wie abgesprochen ein kleines Päckchen in die geschundenen Pfoten.

Nachdem er erfolgreich Erschrecken, Bestürzung und einen Lachanfall unterdrücken konnte, als Sybille und Bruno ins Auto stiegen, fuhr der große Typ die beiden erschöpften Jammerlappen nach Hause. „Iff weiff baff iff Feiffe auffehe!“, knurrte beim zahnarzt2 - 1Sybille.  Der große Typ biss sich auf die Unterlippe und atmete etwas flacher.
In ihrer Handtasche kicherte es. Bruno streckte den Kopf raus und hielt Sybilles Handy in die Höhe: „Kannst du das bitte wiederholen? Henk ist dran.“
„Ih köng miff ma!“ sagte Sybille und lehnte sich im Beifahrersitz zurück. „Fa bippe ma ga vong rang, iff muff zu ger Agogehke ga.“ Der große Typ fuhr auf den Parkplatz der Apotheke und wartete geduldig, bis Sybille unter den mitleidigen Blicken der anderen Kunden die Apotheke wieder verlassen hatte.

„Oh, Sybille, du siehst ja furchtbar aus!“ quiekte Koksi, als Bruno, der große Typ und Sybille durch die Haustür traten.
„Ganke“, sagte Sybille und ging gleich weiter durch zum Sofa. Ihr Schädel brummte ein wenig, aber wie immer war sie überrascht, was gutes Handwerk und die Segnungen der Medizintechnik halfen, Schmerzen zu vermeiden.
Die vier Teddys berieten sich, wobei zuerst die Heldentaten des Bruno Kleinteddy besprochen und diskutiert wurden.
„Sie braucht etwas zu essen“, sagte Henk und biss in einen Schokoriegel, „sie sieht ganz blass aus.“
„Ja, aber sie kann nichts kauen“, wandte Teddyz ein. Koksi nickte.
Henk runzelte die Stirn. Dass jemand nicht kauen konnte, schien ihm verdächtig. Er hätte sich durch Stacheldraht gebissen, um an eine Torte zu kommen. „Ich hab’s“, rief er und reckte eine kleine starke Faust in die Höhe, „wir backen eine Kirschtorte für Sybille. Das ist schön weich und alle haben etwas davon.“kirschen - 2

„Es ist die einzige Kirsche, die wir haben“, sagte Koksi traurig. Er war auf den Baum geklettert und hatte überall nach Kirschen gesucht.
„Was für ein Unglück!“, rief Teddyz von unten hoch.
„Ja, was uns alles an Kirschcreme, Kirschkonfekt, Kirsch-Sahne-Stücken und Kirschsaft entgeht!“, meldete sich Bruno.
„Das war der Frost zu Beginn des Jahres“, erklärte Teddyz, „er hat die Blüten zerstört.“
„Ja, so ist die Natur. Aber ich werde sie ernten“, stellte Henk fest, erklomm den Stamm und machte sich ans Werk.
Es war und blieb die einzige Kirsche im Baum. Henk klemmte sie sich unter den Arm und stapfte mit ihr zum großen Typen.
„Hier, damit kann man keine Kirschtorte backen“, sagte er und deutete auf die Kirsche.
„Das würde ich auch so sehen“, murmelte der große Typ und holte mit einem Beil aus, um es auf einen Holzscheit niedersausen zu lassen, der binnen Sekunden in grobes Mikado zum Holzanzünden geteilt wurde.
„Wir könnten alle Kirschtorte essen, wenn du für uns zum Markt fährst und Kirschen besorgst“, sagte Henk und schüttelte sich etwas Späne aus dem Pelz.
„Ja“, murmelte der große Typ und stellte ein neues Scheit auf den Hackklotz.
„Leg dein blödes Kinderbeil weg und fahr los, ich mach sowieso schneller Anmach-Holz als du“, grinste Henk.
„Ja“, grinste der große Typ, reichte Henk das Beil, setzte sich ins Auto und brauste los.

Kurze Zeit später lärmte und schepperte es aus der Küche, aber Sybille achtete nicht groß darauf. Ihre Wange stand in Flammen, jemand spielte einen Heavy-Metal-Doublebass in beim zahnarzt - 5ihrem Kiefer und sie unterdrückte seit einer halben Stunde immer und immer wieder ein Niesen, das ihren Kopf zweifellos in tausend Teile sprengen würde.
In rhythmischen Abständen machte es Pling! und Sybille erkannte am Klang die große Metallschüssel und fragte sich was die Teddys wohl im Schilde führten. Müde wechselte sie ihr Kühlkissen.
Nun, Koksi schnitt die Kirschen auf und Bruno pulte die Kerne mit den Krallen raus. Sie hatten zunächst einen Trick versucht, mit dem sie mittels eines Holzstäbchens die Kerne einfach in eine Bierflasche hatten drücken wollen, aber die Kirschen waren zu frisch und saßen fest im Fleisch.
Währenddessen maßen Henk und Teddyz Mehle und andere Zutaten ab (mit einem der Eier gab es eine ziemliche Sauerei) und schoben zu guter Letzt die Tortenboden-Form in den Backofen.

beim zahnarzt - 6

Nachdem alle Kirschen entsteint waren, schlugen Bruno und Koksi Mascarpone mit Sahne, Zitronenschale und Zucker auf – gerade als der Tortenboden abgekühlt war, trugen sie die Masse mit einem Spatel auf, warfen gekonnt die halbierten Kirschen aufs Cremebett und – fertig!

„Der iff wirgliff gug“, nickte Sybille, nachdem sie ein 16-tel von der Torte mühsam ausschließlich auf der linken Seite gekaut hatte.
Die vier Teddys strahlten sie an.
„Wir haben dich auch lieb“, sagte Koksi und kuschelte sich in ihre Armbeuge.
„Ja, und schau mal, die hab ich mitgebracht, falls du sie doch noch mal wieder brauchst“, sagte Bruno und streckte Sybille ihre beiden alten Weisheitszähne entgegen.