Das Klötern der Haushaltskasse weckte Bruno und Henk, die auf dem Sofa ihren Fress-Rausch ausschliefen. Henk gähnte schmatzend. Bruno blinzelte kurz und drehte sich nochmal kurz auf die andere Seite; er hatte ziemlich Bauchweh. Sybille ließ die Dose sinken und stupste Bruno am Fuß.
henk feierabend - 1 (1)„Was glaubt ihr, ist dies für ein Geräusch?“ Sie schüttelte die Dose erneut. Wenige Münzen bemühten sich um lautest mögliches Klappern.
Henk nahm aus Reflex ein neben ihm liegendes Hühnerbein an sich und winkte fröhlich damit im Takt: „B-moll, Babe, you got the blues!“ grunzte er anerkennend und biss in das Hühnerbein.
„Quatsch. Das ist C“, knurrte Bruno und zog sich ein Stück Decke über den Kopf.
Koksi trat ans Sofa und starrte in die Höhe: „Sammelst du? Ich hab auch irgendwo noch fünfzig Cent, warte eben“, rief er, rannte in den Flur und nestelte umständlich in seiner kleinen Zigarrendose, in der er seine Schätze aufbewahrte. Teddyz, der gerade von einem Spaziergang im Garten zurückkehrte, fragte ihn, was los sei.
„Die Haushaltskasse ist wieder leer, Sybille sammelt. Glaub ich“, murmelte der kleine Eisbär und entfaltete ein Tüchlein, in dem er Münzgeld aufbewahrte. Er klemmte sich die 50-Ct.-Münze unter den Arm und kehrte mit Teddyz ins Wohnzimmer zurück.
Dort schien die Stimmung umgeschlagen zu haben.
henk feierabend - 6„Wir hatten dich gefragt, ob du noch etwas vom Kuchen haben wolltest“, erklärte Bruno und hob eine Tatze um sich den Bauch zu reiben.
„Das war ein anderthalb Kilo schwerer Pfirsich-Sahne-Boden, Bruno. Wenn ich jetzt nichts möchte, so möchte ich doch vielleicht später davon etwas haben. Du kannst doch nicht allein mit Henk diesen Riesen-Kuchen gegessen haben! Verflixt noch eins, das war der letzte Kuchen diesen Monat für alle von uns! Das Geld ist alle!“ schimpfte Sybille.
Henk schwieg und schob hinter seinem Rücken den Knochen vom Hühnerbein unter das Rückenpolster. Sein Wille zu einer friedlichen Lösung drückte sich darin aus, dass er die Hand vor die Schnauze nahm, bevor er einen ziemlich lauten Rülps losließ. Er wusste, dass Teddyz seinen Blick fest auf die Missetäter, ihn und Bruno geheftet hielt. Koksis Blick wanderte von Sybille zu Henk und wieder zurück.
„Wir haben den Auftrag fertig, wir wollten das feiern. Aber ihr hattet alle zu tun. Also haben wir den Kuchen allein gegessen. Und das Hühnchen. Und den Nudelsalat und die Nackensteaks und die Welfenspeise und die Rote Grütze und – Bruno?“
Der kleinere Bär war vom Sofa gesprungen, hielt sich den rumorenden Bauch und rannte ins kleine Badezimmer.
Koksi sah ihm wütend hinterher. „Hat er wirklich die ganze Welfenspeise allein gegessen? Ich hatte mich so darauf gefreut.“ Er stieß mit seiner 50-Ct.-Münze auf den Boden.
Sybille stellte die Dose beiseite und strich Henk über den Kopf. „Du Ärmster, hast du wirklich alle Tassen fertiggestellt? Du musst ja die ganze Nacht gearbeitet haben.“
henk feierabend - 1„Diese Nacht und die davor und die davor auch. Koksi, behalt mal deine Münze, wir haben jetzt eine ordentliche Tassen-Fabrik und jetzt sind wir vollwertige Mitglieder dieses Rudels und leisten unseren Beitrag.“
„Ich habe meinen Beitrag geleistet! Ich hatte geholfen, die Bögen auszudrucken. Die Hälfte der Welfenspeise war meine!“ Koksi war immer noch stinkig.
Sybille nahm den kleinen weißen Bären hoch: „Koksi, ich mach dir eine eigene Welfenspeise, nur für dich, wäre das gut?“
Koksi schaute sie unter langen Wimpern an: „Es schmeckt immer besser wenn man teilt. Bitte mach genug, dass es auch noch für Teddyz, den großen Typ und dich genügt.“
Bruno war in der Zwischenzeit ins Wohnzimmer zurückgekehrt. Er war wirklich zerknirscht und die Sache mit all dem Essen tat ihm sichtbar Leid. Er setzte sich, ganz Elfriede Elend, neben Henk. Seine Knopfaugen schimmerten leicht.
„Jeder tut so viel, wie er kann“, mahnte Teddyz und gab dem kleinen Eisbären einen Stups. Koksi schwieg lautstark und ignorierte Henk und Bruno weiterhin voller Inbrunst. Niemand sagte ein Wort.
„Hick!“, machte Bruno unvermittelt, dem das private Geräusch sehr peinlich war. Koksi riss sich zusammen.
„Blödmann, deine Rumpelplauze geschieht dir ganz recht“, knurrte er und würdigte Bruno keines Blickes. Dann hob er Sybille seine Münze entgegen.
„Bekommen wir davon alle zusammen eine neue Portion?“, fragte er. „Die beiden Idioten auch?“
„Ja, und dann feiern wir die Fabrik!“ rief Bruno. Koksi warf ihm ein kleines Kissen an den Kopf: „Jaaaaah!!!“
„Wie soll eure Fabrik denn heißen?“, fragte Sybille.
„Presswerk“, sagte Henk.
„Gut“, sagte Sybille.
„Ich mache uns ein Schild“, sagte Koksi.
„Ich… ich habe schon ein Logo entworfen“, hüstelte Bruno.
„Zeig mal her“, bat Koksi, „vielleicht kann ich mal Visitenkarten machen. Ich muss nur…“, fügte er hinzu und war schon auf dem Weg nach oben ins Büro.
schafpirat presswerk